Dankbare Erinnerung an Dr. Lukaschek (CDU)

21.01.2010

50. Todestag des ersten Bundesvertriebenenministers

von Helmut Sauer (Salzgitter),

Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV)

Geboren am 22. Mai 1885 in Breslau, von unserer familiären Herkunft mit dem Herzen Ober­schlesier, studierte Hans Lukaschek Rechts- und Staatswissen­schaften und wurde zum Doktor der Jurisprudenz promoviert. Mit 31 Jahren wurde er Bürger­meister und mit 34 Landrat in Ryb­nik. Als Oberschlesien nach dem Willen des Versailler Vertrages an Polen und das Hultschiner Ländchen an die Tschechoslo­wakei ab­getreten werden sollte, leistete Lukaschek gemeinsam mit seinem entfernten Verwandten, dem einflussreichen Prälaten Carl Ulitzka MdR (Ratibor), einen maß­geb­lichen Beitrag zum Ergeb­nis der Volksabstimmung für den Verbleib beim Deutschen Reich. Nach der trotzdem erfolgten Teilung Oberschlesiens wurde er Ober­bürger­meister in Hindenburg/ Zabrze. Seine außerordent­lichen Leistungen dort führten 1929 zur Ernennung zum Ober­präsi­den­ten von Ober­­schlesien in Oppeln (Zentrum).

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten verfolgte Lukaschek mit großen Bedenken, wider­setzte sich der Zeitungszensur und lehnte Entlassungen „unliebsamer Beamter" ab. Die neuen, „braunen" Machthaber entließen ihn 1933. Danach vertrat Lukaschek als Anwalt in Breslau vor­nehm­lich „missliebige Personen", Priester, Juden und Andersdenkende, gewährte auch im Privaten Hilfe und schloss sich früh dem „Kreisauer Kreis" an. Noch am Abend des missglückten Hitler-Atten­tats am 20. Juli 1944 wurden Hans und Magdalena Lukaschek verhaftet.

Er wurde gefoltert, ge­demütigt und später ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Erst kurz vor Kriegsende fand die Gerichtsver­hand­lung in Berlin statt, bei der er „wegen erlittener Folter" freigesprochen wurde.

Am 26. Juni 1945 beteiligten sich Lukaschek und Prälat Ulitzka, der das KZ Dachau überlebt hatte, an der Gründung der CDU in Berlin. In Thüringen wurde Lukaschek Dritter Vizepräsident, zu­ständig für Landwirtschaft. Wegen Problemen mit der „roten" Besatzungsmacht und den mit der „Bo­den­reform" verbundenen Ent­eig­nungen floh er nach West-Berlin. Bundeskanzler Adenauer be­rief ihn 1949 zum ersten Vertriebenen­minister. Wäh­rend seiner Amtszeit (bis 1953) konnten alle wesent­lichen Gesetze, die das Unrecht der Vertreibungen erforderlich machte, verabschiedet wer­den: das Soforthilfegesetz (SHG, 1949), das Flüchtlingssiedlungsgesetz (FluSG, 1949), das Lasten­aus­gleichsgesetz (LAG, 1952) sowie das Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz (BVFG, 1953).

Nach dem Ausscheiden aus dem Ministeramt blieb er seinen Landsleuten als Mit­glied des Zen­tral­komitees der Deutschen Katholiken, als Vizepräsident des Deutschen Caritasver­bandes, als Prä­si­dent der Bundesver­sammlung der Landsmannschaft der Oberschlesier und des Katholischen Flücht­lingsrates sowie unserer Vorgängerorganisation, dem CDU-Landesverband Oder-Neiße, wei­ter­hin  verbunden.

Am 26. Januar 2010 jährt sich zum 50. Mal der Todestag Hans Luka­scheks - er ruht auf dem Hauptfriedhof (Caritas) in Freiburg - und bietet Anlass, diesem großen, katholischen, ober­schlesischen Patrioten und Europäer in Dankbarkeit zu gedenken.