
Bildunterschrift:
Gutsinspektor Alfons Sauer (linker Pfeil) und seine Ehefrau Florentine-Hedwig mit dem vier Monate alten Helmut und der zweijährigen Renate (rechter Pfeil) am 28. April 1946 vor dem Güterbahnhof in Frankenstein in Schlesien zum Abtransport in die Provinz Hannover. Im Hintergrund das damalige Hotel "Zum Elephanten".
410 Schlesier kamen plötzlich nach Lengede
Am Kleinbahnhof der Ilseder Hütte in Lengede (neben der heutigen Realschule) wurden heute vor 65 Jahren am 3. Mai 1946 insgesamt 410 Heimatvertriebene ausgeladen. Sie waren am 28. April mit insgesamt 1.500 Personen durch den Transportbefehl 64 der „Aktion Schwalbe" in 32 unbeheizten Viehwaggons vom Güterbahnhof von Frankenstein (heute Zabkowice Slaskie) in Schlesien in die Britische Zone „verfrachtet" worden. Über das Lager Marienthal bei Helmstedt wurde der Transport nach Peine weitergeleitet und die 350 meist alten, wehrmachtsunfähigen Männer, 727 Frauen und 423 Kinder auf den Landkreis Peine aufgeteilt.
Im Auftrag der Gemeindeverwaltung Lengede verteilte der Lebensmittelkaufmann Ewald Leifheit die ihrer Heimat geraubten Schlesier auf beschlagnahmte Zimmer, Dachböden, Baracken und „Viehställe". Man war überzeugt, nach einigen Monaten in die Heimat zurückkehren zu dürfen. Doch es sollte völlig anders kommen. Sie mussten sich einem schweren, endgültigen Neuanfang stellen. Alle packten mit an und gehörten zu denen, die das „Wirtschaftswunder" ermöglichten.
Der „Treckführer" des Gesamt-Transportes Alfons Sauer (ehemals Wirtschaftsinspektor auf Gut Quickendorf, heute Lutomierz) wurde 1952 sogar 1. Beigeordneter und damit stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Lengede. Sein Sohn Helmut, geboren am 24. Dezember 1945, war langjähriger Abgeordneter des Deutschen Bundestages und ist derzeit Mitglied des CDU-Bundesvorstandes sowie Landesvorsitzender der Schlesier in Niedersachsen. Auch der langjährige Lengeder Ratsherr Georg Ratzke war mit seiner Familie mit diesem Treck (aus Hertwigswalde, heute Doboszowice) ausgewiesen worden.
Neben diesem Treck kamen noch weitere Transporte mit ca. 40.000 Ostdeutschen allein in den Peiner Landkreis. Die späteren Transporte kamen erst in das Lager Salzgitter-Immendorf, von wo aus die Vertriebenen auf die umliegenden Landkreise, Städte und Gemeinden verteilt wurden. Dadurch kamen auch viele Pommern, Ost- und Westpreußen, Danziger, Sudetendeutsche und Vertriebene aus anderen ehemaligen Ostgebieten in die Gemeinde Lengede und „veränderten" das Dorfleben.
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